Die Religion der antiken Stadt Carthago in Nordafrika und im dazugehörigen carthagischen Einflussgebiet im westlichen Mittelmeer stammt von der phönizischen Religion ab. Da Carthago als phönizische Siedlung und Tochterstadt von Tyros entstand, wurden Gottes- und Weltbilder aus dem Nahen Osten, also semitischer Herkunft, mit dorthin gebracht.
Die carthagische Religion war eine polytheistische, es wurde also eine Vielzahl von Göttern vorausgesetzt und verehrt, wobei es dabei Tendenzen zu einem Hauptgott, Baal-Hammon gab.
Das Pantheon der Carthager war vermutlich nicht überfüllt, um einiges kleiner als das der Römer oder Griechen und an die Götterhimmel anderer Kulturen aus der Levante angepasst. Die carthagischen Götter waren meist Wetter- und Fruchtbarkeitsgötter. Besonders die Verehrung der Baals-Gottheit in ihren verschiedenen Ausprägungsformen ist ein wichtiger Teil, den sich die Carthager mit Phöniziern, Hebräern, Syrern und anderen semitischen Kulturen teilen, denn diese hatte oft unterschiedliche Merkmale und fungierte mit dem Aufkommen größerer Städte immer öfter als Stadtgottheit.
Baal-Hammon (dt. Etwa: „Herr der (Räucher-) Altäre“) war der Hauptgott Carthagos und vermutlich, ähnlich anderen Baals-Gottheiten, ein Wetter- oder Sonnengott. Es sind auch parallelen und Einflüsse zum ägyptischen Gott Amun anzunehmen; dazu war er ebenfalls ein Fruchtbarkeitsgott in Nordafrika. Zusammen mit seiner lokalen Ausprägungsform Baal-Qarnaim sowie Milqart, dem alten Stadtgott der phönizischen Stadt Tyros, und der Göttin Tanit bildete er das Zentrum des carthagischen Kultes. Die Römer setzten Baal-Hammon mit Saturn gleich, wobei Parallelen nur bedingt bestehen.
Der Kult um die carthagischen Führungsgötter entsprach mit Brand-, Speise- und Tieropfern den Kulten und Riten, welche zu dieser Zeit im ganzen Mittelmeerraum verbreitet waren. Allerdings wird immer wieder angenommen, dass sowohl Baal als auch Tanit, der Schutzgöttin Karthagos, welche Astarte als phönizisch/babylonische Fruchtbarkeits- und Kriegsgöttin in späterer karthagischer Zeit ablöste, Kinderopfer dargebracht wurden. Urnen mit verkohlten Kinderknochen stützen diese These. Allerdings kann es auch sein, dass lediglich Totgeburten oder bereits sterbende Kinder als Opfer dienten.
Die Punier nannten ihre Opferriten „molc“ oder „molchomor“.
Tanit ist die Mutter des Baals und damit die unendliche Lebensspenderin, der vermutlich ein reger Fruchtbarkeitskult und Opfer von Feldfrüchten zu Teil wurde. Ihr Symbol ist das Tanit-Zeichen, ein Dreieck mit einem waagrechten Balken darüber, auf welchem wiederum eine Scheibe ruht. Dieses Zeichen kann man häufig auf Überresten des antiken Carthagos finden.
Milqart ist ein klassischer Gott städtischer Gesellschaft. Als Stadtgott von Tyros wurde er in Carthago mit einem ewigen Feuer geehrt. Er war Herr der Seefahrt und Kolonisation, der Städtegründung, der Bringer von Ordnung und Gesetz zu den Menschen. Heiligtümer für Milqart bestanden auch in Andalusien und auf Zypern. Später trat Milqart auch als Sonnengott auf, vereinte dabei die Merkmale des Baals in sich.
Weitere wichtige Gottheiten waren Eschmun, der auch von den Phöniziern verehrt wurde, sowie Schadrapa, ein Heilgott, welcher seinen Ursprung in aramäischen Gebieten hat.